Nordrhein-Westfalen startet AI-Skilling-Initiative mit Microsoft

Unter dem Motto "Von der Kohle zur KI" stellten Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst, Bildungsministerin Dorothee Feller und Microsoft-Präsident Brad Smith eine zukunftsweisende Qualifizierungsoffensive für künstliche Intelligenz (KI) vor. Während lange Zeit der Braunkohleabbau in Nordrhein-Westfalen (NRW) einen beachtlichen Teil der Arbeitsplätze geschaffen hat, soll das bevölkerungsreichste deutsche Bundesland nun zum europäischen KI-Hotspot werden. Die Pressekonferenz fand am 4. Juni in der nordrhein-westfälischen Landesvertretung in Berlin statt.
KI-Bildung als Schlüsselthema
Microsoft investiert aktuell über drei Milliarden Euro in Hyperscale-Rechenzentren für Nordrhein-Westfalen. Ministerpräsident Wüst betonte, dass dies die bisher größte Investition von Microsoft in Deutschland sei; ein starkes Signal für die Region, aber auch für ganz Deutschland als Wirtschaftsstandort. "Die Investition ist auch ein großer Schritt hin zu einer erfolgreichen Entwicklung nach Ende der Braunkohleverstromung im Rheinischen Braunkohlerevier", sagte Wüst. "Wir haben jetzt die Chance, KI zu einem echten Wettbewerbsvorteil auszubauen und so auch gute Arbeitsplätze für die Zukunft zu schaffen."
Parallel begleitet Microsoft den Aufbau der Infrastruktur mit einem breit angelegten Qualifizierungsprogramm. Die Initiative soll über 300.000 Personen in KI-Kompetenz trainieren. Sie richtet sich an Lehrkräfte, Mitarbeitende der Landesverwaltung und Auszubildende in Industrie, sowie im Mittelstand und Handwerk. "Investitionen in Infrastruktur und Forschung erfüllen nur dann ihren Zweck, wenn wir Menschen gleichzeitig dazu befähigen, die neue Technik sinnvoll und souverän zu nutzen", betonte der Ministerpräsident. Für ihn sei KI-Bildung deshalb ein Schlüsselthema, um das Land fit für die Zukunft zu machen. Bildung sei für das Individuum die Grundlage für ein selbstbestimmtes und erfolgreiches Leben und für das ganze Land die Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg und soziale Sicherheit. "Menschen müssen mit den großen Chancen umgehen können, aber natürlich auch die damit verbundenen Risiken abschätzen und händeln können." Das würde auch der Angst vor dem Neuen entgegenwirken.
Qualifizierung in drei Bereichen
Das Angebot von Microsoft umfasst einen Qualifizierungsschub in drei Bereichen. In der Industrie hat sich der Tech-Riese bereiterklärt, das KI-Training von circa 100.000 Auszubildenen in verschiedenen beruflichen Anwendungsbereichen zu unterstützen. Diese Schulungen sollen gemeinsam mit Partnern aus der dualen Ausbildung direkt in bestehende Ausbildungsstrukturen integriert werden.
Der zweite Bereich ist die Finanzverwaltung: Im Rahmen der Skilling-Initiative sollen die rund 33.000 Beschäftigten der Finanzverwaltung ein Angebot zu einem umfassenden KI-Fortbildungsprogramm erhalten. Dort sei KI längst Arbeitsrealität; die Angestellten würden bereits jetzt Chatbots und Analyse-Werkzeuge einsetzen. Die Initiative zielt darauf ab, vor allem die herstellerunabhängige KI-Basiskompetenz zu stärken. Sie soll etwa ein grundlegendes Verständnis für maschinelles Lernen vermitteln, praktische Anwendungen großer Sprachmodelle aufzeigen und die verantwortungsvolle Nutzung von KI fördern. Die von Microsoft bereitgestellten Inhalte sollen zusätzlich auf die speziellen Bedarfe der Finanzverwaltung angepasst werden. Microsoft wird die Weiterbildung in Zusammenarbeit mit Govtech Campus und der Fortbildungsakademie der Finanzverwaltung Nordrhein-Westfalen umsetzen. Wüst weist darauf hin, dass eine spätere Ausweitung des Programms auf weitere Teile der Landesverwaltung denkbar sei. KI soll im Verwaltungsbereich vor allem Effizienz steigern: "Wir sprechen nicht von Personaleinsparungen, sondern davon, dass sich zum Beispiel Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter auf interessantere Fälle konzentrieren können."
Der dritte Bereich der Initiative betrifft die schulische Bildung. Microsoft wird in Kooperation mit dem Förderverein Jugend und Sozialarbeit e. V. Lehrkräfte und Schulleitungen kostenfrei Webinare, Leitfäden und Selbstlernkurse zum Thema KI zur Verfügung stellen. Künstliche Intelligenz könne Lehrkräfte vor allem bei der Unterrichtsvorbereitung und bei administrativen Aufgaben entlasten. NRW-Bildungsministerin Dorothee Feller begrüßt das Vorhaben: "KI wird das Lehren und Lernen an unseren Schulen verändern – eingebettet in einen klaren pädagogischen Rahmen." Dabei hatte Nordrhein-Westfalen bereits vor der Initiative eine Vorreiterrolle inne: Als erstes Bundesland hat es Hinweise zum rechtssicheren Einsatz von KI an Schulen veröffentlicht. Neue Prüfungsformate, wie ein Abiturfach mit KI-Schwerpunkt, sollen folgen. Feller betonte: "KI wird Lehrkräfte nie ersetzen, aber sie kann eine sinnvolle Unterstützung sein."
KI-Hotspot im Herzen Europas
Microsoft-Präsident Brad Smith sieht in Nordrhein-Westfalen den idealen Standort für einen europäischen KI-Knotenpunkt: Die Region verfüge nicht nur über die nötige Infrastruktur, sondern auch über das Engagement und die Vision, KI gesellschaftlich zu verankern. Auch für Ministerpräsident Wüst ist die AI-Skilling-Initiative ein wichtiger Schritt auf dem Weg von der Kohle zur KI. Durch KI befänden wir uns aktuell in einer industriellen Revolution, die größer sei als die Erfindung des Internets.
Sowohl Wüst als auch Smith betonen das Ziel, Nordrhein-Westfalen zum führenden KI-Standort in Deutschland und zu einem europäischen KI-Hotspot zu machen. Bereits im Februar habe die Zukunftskonferenz KI dieses Vorhaben thematisiert. Das Bundesland habe dafür bedeutende Standortvorteile: Sowohl Spitzenforschung und wissenschaftliche Exzellenz als auch die für die Rechenzentren notwendige Energie-Infrastruktur und Flächen sowie die Nähe zu potenziellen Abnehmern seien vorhanden. Die AI-Skilling-Initiative soll nun den letzten Erfolgsfaktor sichern: gut ausgebildete Fachkräfte mit praxisnaher KI-Kompetenz.
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